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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 25.04.2024:

„Die Begeisterung der Jugendlichen für den Girls'Day und Boys'Day ist sehr groß.“

Aktionstage fördern eine Berufswahl frei von Geschlechterklischees
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Bildrechte: kompetenzz.de

Am 25. April 2024 finden wieder die beiden Aktionstage „Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag“ und „Boys'Day – Jungen-Zukunftstag“ statt. An diesem Tag können Mädchen und Jungen in Berufe hineinschnuppern, die als klassische Männer- bzw. Frauenberufe gelten. Hier erleben sie, wie spannend diese Berufe und Studiengänge sein können, sammeln viel praktische Erfahrungen und sprechen mit Vorbildern, die ihnen neue Wege aufzeigen.
 
 
Immer mehr Frauen arbeiten in „klassischen“ Männerberufen. Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts sind Frauen zwar in vielen traditionellen Männerdomänen nach wie vor unterrepräsentiert, doch ihr Anteil nimmt deutlich zu. So machen sie in der technischen Forschung und Entwicklung seit 2023 einen Anteil von 18 Prozent aus, während es vor zehn Jahren nur elf Prozent waren. Auch in der Forst- und Jagdwirtschaft stieg ihr Anteil in der Zeit von zehn auf 19 Prozent. In der Informatik sind es heute 18 statt 14 Prozent und bei der Polizei und im Justizvollzug 28 Prozent, 2011 waren es noch 20 Prozent.
 
Bei den Männern verhält es sich ähnlich. Auch ihr Anteil steigt seit 2011 in eher „typischen“ Frauenberufen zum Teil erheblich. In den Körperpflegeberufen sind es jetzt 18 statt vorher 10 Prozent, in der Altenpflege 17 Prozent (2011:13 Prozent). Auch im Friseurhandwerk ist der Männeranteil auf 32 Prozent bei den Neuverträgen gewachsen. Mit 23 Prozent gab es einen deutlichen Anstieg im Lebensmittelverkauf (2011: 14 Prozent) und bei den Auszubildenden zur Fachkraft im Gastgewerbe lag der Männeranteil 2021 bei den neuen Ausbildungsverträgen sogar bei 58 Prozent, während es 2011 noch 38 Prozent waren.
 
Berufswahl frei von Geschlechterklischees treffen
Dafür, dass immer mehr junge Frauen und Männer ihre Berufswahl frei von Geschlechterklischees treffen und damit ihr berufliches Potenzial ausschöpfen, machen sich die Aktionstage „Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag“ und „Boys'Day – Jungen-Zukunftstag“ stark. Seit 2001 bzw. 2011 bieten sie Mädchen und Jungen jährlich an jedem vierten Donnerstag im April die Chance, Berufe und Studienfelder kennenzulernen, die Schüler*innen sonst eher selten für sich wählen würden. Denn nach wie vor bevorzugen Männer meist Ausbildungsberufe aus dem handwerklich-technischen Bereich (z.B. Kfz-Mechatroniker oder Elektroniker) und Frauen aus dem sozialen oder kaufmännischen Bereich. Bei den Studiengängen wählen Männer oft Studienfächer aus dem MINT-Bereich wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – mit Ausnahme der Biologie –, Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften werden hingegen eher von Frauen bevorzugt. Beim Girls'Day und Boys'Day können Mädchen und Jungen ab der 5. Klasse Berufe und Studienfächer kennenlernen, in denen es weniger als 40 Prozent weibliche bzw. männliche Auszubildende oder Student*innen gibt. Mädchen lernen u.a. Berufe in den Bereichen IT, Handwerk, Naturwissenschaften, Technik kennen, Jungen im sozialen Bereich, in der Pflege, in der Erziehung oder in Dienstleistungsbereichen wie dem Lebensmittel- oder Gaststättengewerbe.
 
Girls'Day und Boys'Day
Die beiden Aktionstage sind das weltweit größte Programm zur beruflichen Orientierung, das den Gedanken einer Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees fördert und individuelle Erfahrungsräume schafft. Gefördert wird der Girls'Day vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Boys'Day vom BMFSFJ. Viele Aktionspartner, wie die Bundesagentur für Arbeit, Verbände, Unternehmen und Institutionen unterstützen das bundesweite Projekt und rufen schon im Vorfeld zur Teilnahme auf. In fast allen Bundesländern empfehlen die Kultusministerien die Teilnahme an den Aktionstagen oder ähnlichen Angeboten für Schüler*innen ab Klasse 5. Seit dem Start des Girls'Day im Jahr 2001 haben insgesamt mehr als 2,1 Millionen Mädchen an etwa 160.000 Girls'Day-Angeboten teilgenommen. 2023 gab es fast 124.600 Plätze für Mädchen in über 13.600 Girls'Day-Angeboten. Seit dem ersten Boys'Day wurden 375.410 Plätze für Jungen zur Verfügung gestellt.
 
Berufe kennenlernen
Auch am 25. April 2024 öffnen wieder Betriebe, Pflegeheime, Hochschulen, Unternehmen und Universitäten ihre Tore und ermöglichen Mädchen und Jungen einen Schnuppertag. Im Vorfeld haben die Ausrichter der Praktikumstage ihre Angebote auf den Homepages des Girls'Day bzw. Boys'Day vermerkt, sodass sich die Schüler*innen bei ihnen anmelden konnten. An dem Tag erleben die Teilnehmer*innen in Laboren, Büros, Kindergärten, Friseursalons und Werkstätten, wie spannend die Arbeit in „klassischen Männer- und Frauenberufen“ ist. Sie gewinnen Einblicke in den Alltag der Betriebe, erproben ihre Fähigkeiten und sammeln erste praktische Erfahrungen. Sie knüpfen Kontakte, können Fragen stellen und begegnen Vorbildern, die ihnen Mut machen, die Vielfalt der Berufswelt und Studiengänge für sich zu entdecken.
 
Die Aktionstage wirken
Nach wie vor ist die Begeisterung der Jugendlichen für den Girls'Day und Boys'Day sehr groß: 95 Prozent der teilnehmenden Mädchen und 94 Prozent der teilnehmenden Jungen fanden die Aktionstage 2023 sehr gut oder gut. Mit 78 Prozent der befragten Schülerinnen und 83 Prozent der Schüler gab ein Großteil der Befragten an, ein Tagespraktikum sei für sie (sehr) hilfreich, um sich über Berufe und die Arbeitswelt zu informieren. Rund zwei Drittel der befragten Jugendlichen gaben an, der Girls'Day und Boys'Day habe ihnen konkret dabei geholfen, eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, was sie später beruflich machen wollen. Viele können sich seitdem sogar vorstellen, in diesem Bereich zu arbeiten. Franziska zum Beispiel hat erst über den Girls'Day ihren Traumberuf gefunden. Sie hat ihren Girls'Day bei einem Hersteller elektronischer Geräte verbracht und gemerkt, wie viel Spaß ihr das macht. Sie durfte einen Blink-Smiley basteln und hat dadurch erste Erfahrungen im Technischen Zeichnen am Computer, im Biegen und Stanzen des Blechs in einer Mechanik-Werkstatt und im Löten der Platine in der Elektronik-Werkstatt gesammelt. Sie konnte viel praktisch ausprobieren und die Auszubildenden über die Ausbildung befragen. Das hat sie nachhaltig so begeistert, dass sie heute ein Verbundstudium Elektrotechnik und Informationstechnik mit Ausbildung zur Elektronikerin für Informations- und Systemtechnik absolviert. Dazu gehört neben dem Arbeiten im Betrieb auch das Studium an der Hochschule München. „Hier werden das Potenzial und die Wirkung der Aktionstage deutlich. Die Jugendlichen sehen diese als wichtige Möglichkeit, um sich ganz praktisch über Berufe zu informieren. Diese Bereitschaft und den Wunsch nach Information sollten die Unternehmen nutzen. Hier können die Fachkräfte von morgen erreicht werden. Wir hören beispielsweise immer wieder von Unternehmen, dass ehemalige Teilnehmer*innen im Anschluss für ein Praktikum oder sogar für eine Ausbildung ins Unternehmen zurückkehren“, weiß Desiree Heijne, Projektkoordinatorin, von der Bundeskoordinierungsstelle vom Girls'Day und Boys'Day.
 
Damit sind die Aktionstage nicht nur für Mädchen und Jungen ein großer Gewinn, sondern auch für Betriebe und Unternehmen, die in Zeiten des Fachkräftemangels junge Menschen vor Ort davon überzeugen können, wie sinnvoll ein Beruf fernab der Geschlechterklischees für sie in ihrem Betrieb sein kann.
 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 25.04.2024
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