Erklärung der Kultusministerkonferenz zur Medienpädagogik in der Schule

vom 31. Mai 1995

AZ.: B1+B3-0.2.2.0/4.3.1.10

1.

Medien nehmen heute eine zentrale Stellung in der privaten und beruflichen Lebenswelt sowie in der öffentlichen Meinungsbildung ein und beeinflussen, prägen und strukturieren nachhaltig die Erfahrungen eines jeden einzelnen - vor allem aber der Kinder und Jugendlichen.

Heranwachsende nutzen die Medien als Unterhaltungs- und Spiel-, aber auch als Lernangebote sowie als allgemeinen Erfahrungsraum wesentlich häufiger und intensiver als Erwachsene.

Die von Medien vermittelten Informationen, Erfahrungen und Handlungsmuster beeinflussen - den Kindern und Jugendlichen häufig unbewußt - ihre Motivationen, Erwartungen und Interessen, die Wahl ihrer Vorbilder, die Entwicklung ihrer moralischen und ästhetischen Kategorien sowie ihrer intellektuellen Fähigkeiten. Sie wirken auf die Art ihrer persönlichen Konflikt- und Lebensbewältigung ein.

Medienverhalten wird bereits im Kleinkindalter - gerade auch durch das Beispiel der Eltern - erlernt, strukturiert und verfestigt. Deshalb ist die rechzeitige Einflußnahme auf den Umgang mit den Medien von besonderer Bedeutung.

Dies ist in erster Linie eine Aufgabe des Elternhauses; zugleich muß es aber auch als ein schulisches Bildungs- und Erziehungsziel von hoher Priorität betrachtet werden, die Medienwahrnehmung und den Medienumgang verantwortlich, kritisch aber auch kreativ werden zu lassen und weiterzuentwickeln. Medienpädagogik in der Schule hat bereits deutlich ausgeprägte Wahrnehmungsgewohnheiten aufzuarbeiten.

2.

In Fortführung der einschlägigen Erklärungen und Beschlüsse der Kultusministerkonferenz und unter Bezug auf den von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungförderung im Dezember 1994 verabschiedeten „Orientierungsrahmen Medienerziehung in der Schule" stellen die Kultusminister und -senatoren übereinstimmend fest, daß Medienpädagogik die Schülerinnen und Schüler zu einem sachgerechten, selbstbestimmten und sozial verantwortlichen Umgang mit den Medien befähigen muß. Daher ist es erforderlich, daß die Schülerinnen und Schüler

Medienpädagogik in der Schule hilft so den Heranwachsenden, im Umgang mit Medien begründete Orientierungen für das eigene Urteilen und Handeln zu entwickeln sowie sich als aktiv Gestaltende zu erfahren.

3.

Alle Länder in der Bundesrepublik Deutschland haben vielfältige inhaltliche Aussagen und unterrichtspraktische Hinweise zur Medienpädagogik entwickelt und in Richtlinien und Lehrpläne aufgenommen. Hinzu kommen medienpädagogisch akzentuierte Vorgaben bei der Einführung der informations- und kommunikationstechnischen Bildung.

Auf dieser Grundlage unterstreichen die Kultusminister und -senatoren die Notwendigkeit einer deutlich verstärkten Medienpädagogik mit folgenden Feststellungen:

Angesichts der raschen Entwicklung in der Medienwelt kommt der Lehrerfortbildung eine besondere Bedeutung zu. Neben fachlichen Kenntnissen sollen vor allem die Fähigkeit zur Beobachtung von Mediengewohnheiten und Denk- und Wahrnehmungsformen der Schülerinnen und Schüler entwickelt werden. Hinzu kommen praktisch-gestalterische Kompetenzen und eine entsprechende Methodenkenntnis.

4.

Die Kultusminister und -senatoren sind übereinstimmend der Auffassung, daß Medienpädagogik in der Schule nur erfolgreich sein kann, wenn die Medienanbieter ihrer großen und zunehmenden Verantwortung - besonders auch im komplexen Zusammenspiel von ökonomischer Zielsetzung, Informationsfreiheit und Programm- und Angebotsvielfalt mit den Aufgaben und Prinzipien des Jugendmedienschutzes - gerecht werden.

Spezielle Medienangebote für Kinder und Jugendliche, aber auch Programme, die nach aller Erfahrung von Kindern und Jugendlichen häufig angenommen werden, bedürfen einer besonderen Sorgfalt im Hinblick auf Inhalt und Gestaltung. Die Medienanbieter müssen sich konsequent an die gesetzlichen Bestimmungen für den Jugendschutz halten.

Die Kultusminister und -senatoren sind der Auffassung, daß vor allem die öffentlich-rechtlichen Medienanbieter als Partner von Elternhaus und Schule vielfältige Beiträge dafür leisten sollen, daß die Kinder und Jugendlichen den verantwortungsbewußten Umgang mit den Medien erlernen und praktizieren können."